Sie sind gewohnt, in Immobilien-Assets zu investieren? Immobilien-Unternehmer Valeri Spady erklärt, wie auch Kryptowährungen ein Zuhause im Portfolio finden.
Kryptowährungen sind sehr volatil, hohe Gewinne aber auch hohe Verluste sind jederzeit möglich. Gerade aufgrund der Chance auf große Gewinne haben sie sich zu einer interessanten Anlagevariante entwickelt und werden immer beliebter. Valeri Spady, Gründer und Vorstandsvorsitzender der DFK Gruppe, investiert privat seit Jahren in Kryptowährungen. Im Interview teilt er seine Erfahrungen und gibt Tipps für einen guten Einstieg in diese Form der Geldanlage.
Herr Spady, wie bewerten Sie Kryptowährungen als alternative Anlageform?
Das Wort „alternativ“ passt hier nicht so recht. Ich denke, dass Kryptowährungen eine gute Ergänzung sein können. Denn die Wertentwicklungen sind zu volatil, um allein darauf zu setzen. Ich möchte nur kurz auf die bisherige Entwicklung Kryptowährung Bitcoin eingehen. Zu Beginn des Jahres 2017 stand ein Bitcoin bei einem Wert von unter 1.000 Euro. Am Jahresende war der Wert auf 20.000 Euro gestiegen. Ein halbes Jahr später war die Währung wieder auf 3.500 Euro gefallen. Und 2021 erreichte der Bitcoin seinen bisherigen Höchststand mit knapp unter 70.000 Euro, um dann wieder auf 15.000 zu sinken. Heute steht die Währung zwischen 25.000 und 30.000 Euro. Und mit dieser Entwicklung ist der Bitcoin schon eine der stabilsten Kryptowährungen überhaupt. Es geht also noch volatiler. Man kann hier Beträge investieren, muss aber mit einer gewissen Vorsicht vorgehen – nicht den Kryptowährungen im Allgemeinen gegenüber, sondern bei der Wahl der Währung. Die Top-Ten der Kryptowährungen sind recht stabil. Nehmen wir aber Währungen wie Solana oder Avax, sprechen wir von Volatilitäten von bis zu 90 Prozent.
Welche Währungen würden Sie für Einsteiger empfehlen?
Ein Anfänger sollte sich erstmal bei den bekannten Währungen Bitcoin, Ethereum oder Ripple aufhalten. Denn schon diese bieten ausreichend Chancen auf gute Gewinne, sind zugleich aber recht sicher. Wenn mich jemand fragt, der neu in Kryptowährungen investieren möchte, was er zu Beginn tun soll, würde ich ihm raten: Im ersten Jahr ausschließlich in Bitcoin investieren! Und ich würde auch nicht mit einem großen Einmalbetrag einsteigen, sondern wöchentlich oder monatlich einkaufen. Hier gibt es genügend Anbieter, bei denen Interessierte Zahlungspläne anlegen können. Es genügen schon Beträge zwischen zehn und 15 Euro pro Tranche. Dann gilt es, das Ganze zu beobachten und ein Gefühl für diese Form der Geldanlage zu bekommen. Denn die Gefühle zu beherrschen, ist bei Kryptowährungen enorm wichtig.
Was meinen Sie, wenn Sie in diesem Zusammenhang von einer Kontrolle der Gefühle sprechen?
Das menschliche Gehirn ist auf die großen Schwankungen nicht vorbereitet. Wenn die Währungen kräftig steigen, sind alle die Helden und erzählen, wie viele Millionen sie angeblich mit Kryptowährungen verdient haben. Bei starken Verlusten sind viele „zu Tode betrübt“. Dann wird viel über verpasste Möglichkeiten gesprochen: „Ach hätte ich doch…“ Bei starken Ausschlägen ist die Gier riesig, aber zugleich auch die Angst. Die Angst führt dazu, dass viele schon bei kleinen Kursschwankungen verkaufen. In der Kryptowelt werden diese Anleger „Hamster“ genannt. Denn Hamster haben genau diese Eigenschaften: Sie kriegen nie genug, aber sie sind ängstlich. Anlageprofis verdienen an den Börsen Geld, indem sie die Verhaltensweisen der Hamster nutzen. Anfänger verhalten sich oft wie diese Hamster.
Wie gelingt es, nicht von Gier und Angst getrieben zu sein?
Wichtig ist, den Cost-Average-Effekt zu nutzen. Dabei wird beim Einkauf ein Mittelwert gehalten. Das bedeutet: Wenn ich immer monatlich einkaufe, tun mir die Schwankungen nicht so weh. Denn als Währungskäufer stöhne ich, wenn der Kurs fällt und freue mich, wenn der Kurs steigt. Es gibt also zwei Emotionen: Freude über einen günstigen Kauf und Traurigkeit über einen teuren Kauf. Diese Gefühle halten sich bei regelmäßigen Zukäufen aber die Waage. Nur, wenn ich maximalen Ertrag generieren möchte, gehe ich maximales Risiko. Dann spielen die Indikatoren Gier und Angst eine große Rolle. Im Idealfall ist das ausbalanciert. Das bedeutet, gerade Anfänger müssen eine Strategie haben, um die Gefühle bzw. Emotionen zu kontrollieren. Das gilt im Übrigen für alle Geldanlagen. An dieser Strategie gilt es, festzuhalten. Die Grundlagen für die Strategien können ganz unterschiedlich sein. Ich könnte zum Beispiel sagen: Ich verkaufe erst nach drei Jahren, ich kaufe monatlich immer für zehn Euro nach oder ich verkaufe monatlich fünf Prozent. Wenn ich diesen Plan konsequent verfolge, spielen Emotionen kaum noch eine Rolle. Dann ist es auch nicht so schlimm, wenn der Markt volatil ist.
Wo liegen die Gefahren bei Investitionen in weniger bekannte Währungen?
Kryptowährungen sind im Grunde erstmal nur Ideen. Bei vielen Projekten gibt es aber zum Beispiel gar keine vernünftige Management-Ebene. Da tun sich lediglich ein paar Menschen zusammen und legen eine Währung auf – am besten noch mit schicken Marketingvideos. Dann glaubt die Community, dass die Entwicklung so wird, wie versprochen. Doch dann kommt die Marktaufsicht und sagt zum Beispiel: Die Währung ist nicht sicher und man darf gar kein Geld einsammeln. Daraus folgt meistens ein Verbot der Währung. Dann verschwinden die Macher hinter diesen Währungen, weil es Betrug war. Man muss also schon sehr genau hinter die Währungen schauen. Denn Währungen können verboten werden und dann ist die Investition futsch.
Und bei den größeren Währungen besteht dieses Risiko nicht?
Nein, denn eins lässt sich klar voraussagen: Bitcoin kann nicht mehr abgeschafft werden, weil hinter Bitcoin niemand steht. Bitcoin ist eine der größten Erfindungen des 21. Jahrhunderts. Denn die Währung gehört niemandem. Sie ist wie die Luft – darüber kann auch niemand bestimmen. Deshalb wird es, solange irgendwo auf der Welt ein Rechner existiert, auch Bitcoin geben. Damit lässt sich die Währung nicht verbieten. Alle anderen Währungen tragen das Risiko, verboten zu werden, weil dort konkret Menschen dahinterstehen, gegen die ein Verbot überhaupt erst durchgesetzt werden kann.
Wem würden Sie die Anlage in Kryptowährungen empfehlen?
Grundvoraussetzung ist, sich schonmal etwas mit Computern und deren Benutzung auszukennen und sich damit wohlzufühlen. Denn bei Kryptowährungen läuft alles online und digital ab. Kaufen und Verkaufen funktioniert über Apps oder im Browser. Hier kann man niemanden anrufen. Es gibt keine Bank, die alle Fragen zum Produkt beantwortet. Bei Kryptowährungen ist alles anonym. Das ist nicht so einfach. Ältere Menschen könnten aufgrund der Technik damit also ein „Problemchen“ haben. Der zweite wichtige Punkt: Das investierte Geld darf nicht die Existenzgrundlage sein, es muss übrig sein. Denn ein Verlust im Kryptomarkt darf niemals die Existenz bedrohen. Zu guter Letzt muss ein Mensch grundsätzlich mit den starken Kursschwankungen umgehen können. Wer also affin ist für Computer sowie die digitale Welt, dazu etwas Geld übrighat und mit der Volatilität gut leben kann, ist bei Kryptowährungen gut aufgehoben.
Vielen Dank für das Gespräch!